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Das stille Leben der Dinge: Ausstellung im Museum Boppard wird verlängert

„Das stille Leben der Dinge“ lautet der Titel ihrer Ausstellung, die – so war es geplant – am 18. Dezember enden sollte. Weil ihre Fotografien aber auf so großes Interesse stießen, wird die Ausstellung in der Kurfürstlichen Burg noch bis zum 15. Januar verlängert.

 Elizabeth Joan Clarke arrangiert und fotografiert Stillleben, die dem Betrachter beim genaueren Hinsehen mehrere Ebenen eröffnen. Die Künstlerin füllt ihre Fotografien mit Gegenständen, die gleichsam auch Anspielungen, Mahnungen und Symbole darstellen. Früchte etwa stehen für die Süße des Lebens, Insekten bringen den Tod und die Vergänglichkeit ins Spiel, Schmetterlinge sind ein Sinnbild der Wiederauferstehung.

Clarkes Stillleben wirken wie aus der Zeit gefallen, dennoch beschäftigen sie sich auf ihre eigene Art und Weise mitunter auch mit hochaktuellen Themen.

Elizabeth Joan Clarke fotografiert Stillleben. Dieses Bild trägt den Titel "Flight". Es handelt von Flucht, erläutert die Künstlerin. Das Foto zeigt die Künstlerin, wie sie eines ihrer Werke in den Händen hält.
Elizabeth Joan Clarke fotografiert Stillleben. Dieses Bild trägt den Titel "Flight". Es handelt von Flucht, erläutert die Künstlerin.

 Eines ihrer Werke trägt den Titel „Flight“. Es zeigt einen Turmfalken in einem scheinbar harmonischen Arrangement von Gegenständen, Blumen und Faltern. Doch die Blumen neben dem Falken lassen bereits ihre Köpfe hängen. Eine Waage findet sich wieder, die für Gerechtigkeit stehen könnte. Doch dies alles bleibt wie immer auch der Interpretation des Betrachters überlassen. „In diesem Bild geht es eigentlich um Flucht“, erläutert die Künstlerin. „Entstanden ist es zu Beginn des Ukrainekrieges.“ Im Englischen bedeutet „Flight“ sowohl „Flug“ als auch „Flucht“. Das fotografische Stillleben handelt vom Aufbruch und schnellen Fortkommen. „Auf den ersten Blick wirkt es sehr harmonisch. Doch beim näheren Betrachten merkt man, dass diese Harmonie nur vordergründig ist“, sagt Elizabeth Joan Clarke.

Und so eröffnen ihre knapp 40 Werke im Museum Boppard den Betrachtern mehrere Ebenen der Interpretation. Orientiert hat sich die Künstlerin dabei am Stil der alten Meister. „Ich habe versucht, den Aufbau der alten flämischen Meister zu übernehmen“, erklärt sie. Die Welt dieser Stillleben ist gefüllt mit Widersprüchen. Auch in einigen von Elizabeth Joan Clarkes Werken findet sich eine imaginäre Trennlinie. Auf der einen Seite spielt sich dort das Üppige und Maßlose wieder, auf der anderen Seite der Gegenpol.

 Elizabeth Joan Clarke, geboren 1970 in Oxford, England, verbrachte ihre Kindheit in England und in Frankfurt am Main, studierte Landschaftsentwicklung, arbeitete in mehreren naturkundlichen Museen und war ehrenamtlich in England und Deutschland im Naturschutz aktiv. Seit 13 Jahren lebt sie in Boppard. Bereits als junges Mädchen faszinierten sie die Stillleben der alten Meister. „Als Kind habe ich viel Zeit in Museen verbracht“, sagt die heute 52-Jährige. Etliche Male besuchte sie das Städel- und das Ashmolean-Museum. „Ich habe mich schon oft gefragt, warum mich die Stillleben der alten Meister schon damals so interessierten. Vielleicht sieht man als Kind eine Art Wimmelbild darin“, vermutet sie. Später beschäftigte sie sich intensiv mit ihrer Symbolik.

 „Was ich daran faszinierend finde, ist, dass es um die Raumerweiterung geht. Man sieht immer diesen kurzen Ausschnitt mit einem ähnlichen Aufbau. Einen Tisch, vielleicht eine angedeutete Lichtreflexion. Aber letztendlich geht es immer um die Erweiterung. Das Gehirn denkt sich den Rest mit dazu“, sagt die Künstlerin. Manche ihrer Werke spielen damit. Es entsteht der Eindruck, gleich könnte jemand ankommen – oder es hat gerade jemand die Szene verlassen.

Elisabeth Joan Clarkes Stillleben sind gleichsam eine Hommage an das Kunsthandwerk. Sie wurden jeweils in einer Auflage von 20 Stück gedruckt und sind auch käuflich zu erwerben. Bei ihren fotografischen Stillleben legt die Künstlerin Wert darauf, dass diese unter natürlichen Lichtbedingungen entstanden und nicht bearbeitet sind: „So, wie sie fotografiert wurden, sind sie heute auch im Museum Boppard zu sehen.“

Die Ausstellung „Das stille Leben der Dinge“ ist noch bis zum 15. Januar im Museum Boppard in der Kurfürstlichen Burg, Burgplatz 2, zu sehen. Das Museum ist dienstags bis freitags von 10 bis 17 Uhr sowie samstags und sonntags und an Feiertagen (an Feiertagen auch montags) von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet für Erwachsene 4 Euro, ermäßigt 1 Euro. Kinder bis 6 Jahre sind frei.

Vom 24. Dezember bis einschließlich 6. Januar ist das Museum aufgrund der Weihnachtspause geschlossen.

Weitere Infos gibt es unter www.museum-boppard.de